WOHNUNGSBAU NEU DENKEN – ZWISCHEN EXISTENZMINIMUM UND LUXUS

Ein Leitthema der modernen Architektur im 21. Jahrhundert ist die Lösung der Wohnungsfrage. Mit zunehmender Urbanisierung wächst der Bedarf an neuen verdichteten Wohnformen und neuen Wohnhäusern (auch Hochhäusern). Architekten sind heute bei der Aufgabe des Wohnens mit einer Pluralität von Lebensformen konfrontiert, die von keinem Konsens mehr getragen werden.

Nach einem Jahrhundert der totalen Vergesellschaftung und Externalisierung des Wohnens geht es heute um die Wiedergewinnung von sozialer Autonomie. Architekten stehen vor der zentralen Herausforderung, wie bislang ausgelagerte Funktionen – Arbeit, Versorgung, Kinder- und Altenbetreuung – wieder in das Wohnfeld zurückgeholt werden können.

Der Wohnungsbau von heute orientiert sich mit seinen Förderrichtlinien und Baugesetzen oft noch zu wenig an den Bedürfnissen und Notwendigkeiten einer veränderten Gesellschaft. Wohnungsnot, Gentrifizierung, Milieuschutz, Gated Communities und Verdrängung schaffen keine gut funktionierenden und sozial durchmischten Stadtquartiere. Mittlerweile gibt es durch Privatinitiativen einzelner Bauherren, Baugemeinschaften und Genossenschaften auch immer mehr neue Projekte, die ohne nennenswerte Subventionen realisiert werden und sich ihren Bedarf selber organisieren.

Vier namhafte Architekturbüros aus Europa präsentieren anhand ihrer aktuellen Wohnprojekte konkrete Beispiele und Handlungsperspektiven. In einer anschließend folgenden Podiumsdiskussion erörtern sie, wie sie die Herausforderungen neuer Wohnformen in Hochhaus, Gemeinschaft und Eigentum angehen.

Es referieren und diskutieren

Christoph Ingenhoven ,Düsseldorf

Christoph Ingenhoven
ingenhoven architects

Christoph Ingenhoven, 1960 in Düsseldorf geboren, studierte von 1978 bis 1984 Architektur an der RWTH Aachen und von 1980 bis 1981 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Hans Hollein. 1985 machte er sich mit 25 Jahren selbständig. Christoph Ingenhoven zählt zu den international führenden Architekten, die sich für nachhaltige und ökologische Architektur einsetzen. Eleganz, Effizienz, der ökonomische Umgang mit Ressourcen und ein hohes Maß an ästhetischer Qualität und innovativer Technologie kennzeichnen seine Gebäude. Ingenhoven erhielt zahlreiche internationale Preise und Anerkennungen für verschiedene Bautypologien u.a. in Deutschland, Luxemburg, der Schweiz und Australien.

Kees Christiaanse, Rotterdam / Zürich / Shanghai

Kees Christiaanse
KCAP

Kees Christiaanse, 1953 in Amsterdam geboren, studierte bis 1988 Architektur und Stadtplanung an der TU Delft. 1980 ging er zu Office for Metropolitan Architecture (OMA), wo er 1983 Partner wurde. 1989 machte er sich selbständig und gründete das Büro Kees Christiaanse Architect & Planners (KCAP) in Rotterdam, ein Jahr später ASTOC Architects & Planners in Köln, wo er in 2002 ausschied. Seit 2003 leitet er den Lehrstuhl für Architektur und Städtebau an der ETH in Zürich. Anfang dieses Jahres verlieh ihm der britische Architektenverband RIBA (Royal Institute of British Architects) die Auszeichnung "2016 RIBA International Fellowships".

Magnus Kaminiarz ,Frankfurt

Magnus Kaminiarz
Magnus Kaminiarz & Cie. Architektur

Magnus Kaminiarz, 1964 in Bremen geboren, studierte Architektur in Bremen und Hamburg und besuchte die Architekturklasse der HfbK in Hamburg. Ab 1994 arbeitete er bei Schweger und Partner in Hamburg, Schulze und Partner in Bremen und Jo. Franzke in Frankfurt am Main. Ab 2003 wirkte er als Partner mit Jo. Franzke in Jo. Franzke Architekten. Anfang 2011 gründete er das Büro Magnus Kaminiarz & Cie. Architektur in Frankfurt am Main. Das Büro arbeitet in allen Leistungsphasen der Architektur.

Mark Jenewein, Graz / Berlin

Mark Jenewein
LOVE architecture

Mark Jenewein, 1967 in Stuttgart geboren, studierte Architektur an der TU Graz. 1998 Mitbegründer des Architekturbüros LOVE architecture, dessen Arbeitsfelder die Bereiche Architektur, Städtebau, Interiordesign sowie Projektentwicklung und -vermarktung umfassen. 2013 gewann das Büro den Wettbewerb für den Neubau einer Unternehmenszentrale in Berlin und unterhält seither eine Zweigstelle ebendort. Zu den aktuellen Wohnbauprojekten zählen Doninpark in Wien und das Projekt "Ragnitzstraße" in Graz. Ein Wohnbau in Berlin befindet sich zurzeit in Planung.